Facebook als Ergänzung statt Ersatz

Meine liebe Frau hat unlängst ihr Hobby mindestens teilweise zum Beruf gemacht und eine Mischung aus Werkstatt und Shabby-Chic-Laden eröffnet.

Es gibt ganz viele Menschen wie sie, die ihrem Hobby nicht mehr nur im stillen Kämmerlein nachgehen, sondern die Resultate veröffentlichen, verkaufen oder das Wissen in Form von Kursen weiter geben.

Facebook hat sicherlich einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, dass wir heute viel einfacher ein grösseres Publikum erreichen.

Egal, ob wir uns als Autor betätigen und unsere poetischen Fantasien zu Papier bringen, als Fotograf ein Publikum für unsere Bilder suchen oder als Goldschmiedin Schmuckanhänger aus Muttermilch anbieten: Für alles gibt’s ein Publikum. Und mit Facebook erreicht man es verhältnismässig einfach.

Posten. Liken. Kommentieren. Teilen.

Das sind die Schlagworte, die für Reichweite sorgen. Und es geht ganz einfach. Wer braucht da überhaupt noch eine eigene Website?

Nun, wollen Sie’s genau wissen? Jede und Jeder!

Ja, ich behaupte, dass Sie eine eigene Website haben sollten, wenn Sie tatsächlich die Absicht haben, Ihr Hobby teilweise oder gar ganz zum Beruf zu machen.

Vielleicht haben Sie bisher ohne eigene Website akzeptablen Erfolg gehabt auf Facebook. Das ist möglich, ja, es ist sogar wahrscheinlich, wenn Sie mit Herzblut bei der Sache sind. Aber es ist kein sicheres Fundament.

Christian Anderl ist ein äusserst erfolgreicher Profi-Fotograf, der auf Facebook eine Seite „Fotografen 2.0 – Community“ einrichtete. Er investierte viel Zeit (und auch Geld) in dieses Projekt und hatte schliesslich deutlich über 4’500 Mitglieder.

Einfach weg. Nicht mehr da.

Und dann geschieht es: Facebook schliesst seine Seite.

Ohne Vorankündigung. Ohne Angabe von Gründen.

Facebook schliesst Gruppe ohne Angabe von Gründen.

Stellen Sie sich den Stress vor, wenn Ihre Seite einfach plötzlich weg ist und Sie noch nicht einmal wissen, warum.

Auf der Seite von Christian wurde nichts Verbotenes gemacht. Die Seite bestand fast nur aus Diskussionen, nur wenige Fotos. Und überhaupt keine nackte Haut.

Aber selbst wenn Sie mehr Glück haben als Christian: Facebook braucht nur irgendwelche Richtlinien ändern oder Algorithmen umstellen, um Ihnen nachhaltig einen Strich durch die tolle Rechnung zu machen.

Facebook macht sowas natürlich nicht gezielt, um Ihnen zu schaden. Aber erwarten Sie nicht, dass man auf Sie oder Ihre ganz spezifischen Bedürfnisse Rücksicht nimmt.

Die Erfahrung zeigt eher, dass Sie bei Facebook, Twitter und anderen US-Riesen noch nicht einmal eine von Menschen geschriebene Antwort auf Ihre Anfragen erhalten.

Sie haben keine, wirklich keine Sicherheit.

Christian nutzte Facebook zum Glück nur als Ergänzung zu seiner eigenen Community-Seite im Web. Und da wird er jetzt seine Energie auch hin verlagern. Denn auf seine Anfragen bei Facebook hat er auch nach mehreren Tagen keine Antwort erhalten. Das ist für ein Business – und ist es noch so klein – schlicht nicht akzeptabel.

Wenn Sie mich fragen: Sie sollten das gleich machen wie Christian Anderl und Ihre Energie primär auf Ihre eigene Website konzentrieren. Denn die haben Sie im Griff, da entscheiden Sie über Änderungen. Und da kommt keiner und dreht Ihnen einfach mal ohne Angabe von Gründen den Hahn zu.

Eine Facebook-Seite kann eine Ergänzung sein zu Ihrer eigenen Website. Aber ganz bestimmt sollte sie kein Ersatz sein. Nie. Niemals.